Betriebsratsgründungen
Basisinformationen:
- Typ: Drittmittelprojekt
- Laufzeit: 2012 – 2013
- Förderung: Hans-Böckler-Stiftung (HBS)
Projektbeschreibung:
Eine der entscheidenden Säulen des bundesdeutschen Systems industrieller Beziehungen stellt die Institution des Betriebsrats dar. Ein Betriebsrat kann zwischen den Interessen der Unternehmen und der der Beschäftigten vermitteln. In den letzten Jahren haben zudem Betriebsräte weiter an Bedeutung gewonnen, da Regelungskompetenzen von der tariflichen auf die betriebliche Ebene verlagert worden sind. Ob ein Betriebsrat existiert oder nicht, ist ein wichtiger Faktor der Betriebskultur. Aktuell verfügt nur jeder zehnte betriebsratsfähige Betrieb im privaten Sektor tatsächlich über einen Betriebsrat. Dieser Anteil ist seit vielen Jahren relativ konstant. Allerdings werden jährlich in einer Vielzahl von Betrieben Betriebsräte gegründet, zugleich lösen sich in etwa ebenso viele Betriebsräte wieder auf.
Das Forschungsprojekt zum Thema „Betriebsratsgründungen“ erforscht die institutionelle Dynamik beim Thema Mitbestimmung. Es untersucht insbesondere, aus welchen Gründen Betriebsräte gegründet werden, wie sich die betriebliche Kultur dadurch verändert und wie nachhaltig die neuen Institutionen arbeiten.
Das Projekt hat im Januar 2012 seine Arbeit aufgenommen und ist auf zwei Jahre angelegt.
Trotz der hohen Anzahl von Betriebsratsgründungen pro Jahr liegen bisher kaum systematische Erkenntnisse darüber vor, warum und wie Betriebsräte gegründet werden. Während sich die Forschung in der Vergangenheit auf die bestehenden Gremien richtete, stellt das Projekt folgende Forschungsfragen:
- Von wem geht die Initiative zur Gründung aus und welche Beschäftigtengruppen tragen den Prozess der Gründung mit?
- Welche typischen Muster von Betriebsratsgründungsprozessen gibt es?
- In welchem Zusammenhang stehen die „Gründungswege“ mit strukturellen Einflussfaktoren wie Branchen, regionaler und branchenspezifischer Mitbestimmungskultur, Betriebsgröße, ökonomischer Situation des Betriebs etc.?
- Welche Argumentationen entwickeln Management sowie Beschäftigte im Zuge einer Betriebsratsgründung?
Das Forschungsprojekt besteht aus drei zusammenhängenden Phasen.
- Eine quantitativ orientierte telefonische Befragung von mittelgroßen Betrieben mit 20-200 Beschäftigten dient der Erhebung grundlegender Informationen zu typischen Verläufen von Betriebsratsgründungen.
- In einem zweiten Schritt werden Fälle für eine vertiefte qualitative Erhebung ausgewählt. Die ausgewählten Betriebe sollen in ihrer Qualität die Breite und Differenz des Gründungsgeschehens abdecken.
- Zusätzlich werden Betriebsratsgründungen in stark filialisierten Unternehmen untersucht. Dabei wird der Rolle von Gesamtbetriebsräten besondere Beachtung geschenkt.
Ziel der Erhebungen ist die Rekonstruktion typischer Varianten von Betriebsratsgründungen.
Veröffentlichungen/Materialien:
Artus, I./Kraetsch, C./Röbenack, S. (2015): Betriebsratsgründungen. Typische Prozesse, Strategien und Probleme, Berlin: Edition sigma
Artus, I./Kraetsch, C./Röbenack, S. (2016): Betriebsratsgründungen. Typische Phasen, Varianten und Probleme, in: WSI Mitteilungen 69.Jg., H.3, S.183-191
Beteiligte Personen:
- Röbenack, Silke / Artus, Ingrid / Kraetsch, Clemens (2014): Gründungsmotive – Warum ergreifen Beschäftigte die Initiative für einen Betriebsrat?. In: Die Mitbestimmung, H. 3, S. 26-40.